Wer sich nach dem Verzehr von Weizen oder anderen glutenhaltigen Getreiden wie Roggen oder Gerste unwohl fühlt, könnte unter eine Gluten-Unverträglichkeit, in der medizinischen Fachsprache als Zöliakie bezeichnet, leiden. Vielleicht ist es aber auch eine Weizenallergie. Es gibt aber – und das dürfte vielen Menschen unbekannt sein – eine dritte Möglichkeit: die Weizensensitivität. Sie ist leicht mit der Zöliakie und der Weizenallergie zu verwechseln, weil die Symptome sehr ähnlich sind. Und deshalb ist auch die Diagnostik nicht ganz einfach.
Symptome nicht nur im Verdauungstrakt
Weizensensitivität ist eine Unverträglichkeit, die bei manchen Menschen nach dem Verzehr von Weizen und anderen glutenhaltigen Nahrungsmitteln auftreten kann. Die Symptome finden sich häufig im Magen-Darm-Trakt. Typisch sind Bauchschmerzen, Blähungen, Durchfall und Verstopfung. Aber auch ganz andere Körperteile können betroffen sein – deshalb wird der Zusammenhang zum Beispiel von Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Gelenkschmerzen und dem Verzehr von Weizen oft nicht gleich erkannt. Problematisch ist auch, dass die gesundheitlichen Probleme nicht sofort da sind, sondern erst nach Stunden oder Tage nach dem Verzehr der auslösenden Lebensmittel.
Ursachen unklar
Warum manche Menschen solche Probleme mit Weizen haben, wird derzeit noch erforscht. Ansatzpunkte sind eine erhöhte Durchlässigkeit des Darms (Darmpermeabilität) oder ein Ungleichgewicht in der Darmflora. Es scheint, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Weizens die Darmbarriere negativ beeinflussen. Im Verdacht stehen FODMAPs (fermentierbare Kohlenhydrate) und ATI (Amylase-Trypsin-Inhibitoren).
Diagnose im Ausschlussverfahren
Eine Weizensensitivität kann die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen. Bevor es an eine mögliche Behandlung geht, muss zunächst die Diagnose feststehen. Leider gibt es keinen spezifischen Test auf Weizenunverträglichkeit. Eine Möglichkeit ist eine Eliminationsdiät, bei der Weizen oder Gluten für einige Wochen weggelassen und dann wieder gegessen werden. Wenn die Symptome sich bessern oder verschwinden, nachdem Weizen oder Gluten vermieden werden, aber nach Ende der Diät wieder auftreten, spricht das für eine Weizen- bzw. Glutensensitivität. Um dies zu bestätigen, kann ein Ernährungs-Tagebuch geführt werden, in dem die aufgenommenen Lebensmittel und die auftretenden Beschwerden dokumentiert werden. Allerdings müssen Zöliakie und Weizenallergie ausgeschlossen sein. Da sie ähnliche Symptome verursachen, geht das nur mit Bluttests, Hauttests oder einer Darmspiegelung.
Gluten meiden, Symptome lindern
Die schlechte Nachricht: Eine echte Therapie gegen Weizensensitivität gibt es nicht. Die einzige wirklich zielführende Option ist derzeit eine weizenfreie oder glutenfreie Ernährung, die je nach Schweregrad der Symptome mehr oder weniger strikt eingehalten werden muss. Die gute Nachricht ist, dass viele Lebensmittel wegen der Verbreitung von Zöliakie und Weizenallergie als glutenfrei gekennzeichnet sind. Hier können auch Menschen zugreifen, die unter Glutensensitivität leiden. Viele Betroffene berichten von einer Besserung ihrer Beschwerden, wenn sie Weizenprodukte reduzieren oder meiden. In manchen Fällen kann sich die Unverträglichkeit nach ein bis zwei Jahren glutenfreier Diät zurückbilden und eine erneute Toleranz gegenüber Weizen ermöglichen. Gibt es dennoch gesundheitliche Probleme und sind andere Ursachen ausgeschlossen, bleibt nur die Behandlung der Symptome mit geeigneten Medikamenten. Deren Einnahme über einen längeren Zeitraum sollte nicht ohne ärztlichen Rat erfolgen, denn es gilt, zwischen Nutzen und möglichen Nebenwirkungen sorgfältig abzuwägen.
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