Alles auf der Welt unterliegt Veränderungen. Im Laufe der Verzehrgewohnheiten, hat sich auch bei Grundnahrungsmitteln viel verändert. Während in früheren Generationen häufig nur am Wochenende „beim Bäcker Brötchen geholt“ wurden, steigerte sich der Konsum an sogenannter Weißware in der Bäckerei immer mehr. Unsere Eltern und Großeltern haben noch sehr viel selber gebacken. Aber das gilt ja für fast alle Lebensmittel. Wie viele Kinder von heute wissen nicht mehr wie frische Tomaten, oder eben gepflückte Erdbeeren aus dem Garten schmecken?
Es ist zweifelsfrei richtig, dass es Unverträglichkeiten gibt. Gluten ist nicht für jeden Menschen gut. Aber das sind Ausnahmen. Der heutige Konsument wird nicht dick und krank, weil er zu viel Weizen isst. Sondern weil alle Begleiterscheinungen nicht mehr stimmen. Ich sage immer, wenn heute jeder so viele Stunden im Garten, oder im Freien mit Sport verbringt, wie vor dem Fernseher, oder dem Computer, dann würde es viel weniger Übergewicht, oder Erkrankungen durch Fehlernährung geben.
Ich habe auf meinen vielen Reisen in verschiedenen Ländern in vielen Bäckereien, oder Berufsschulen sehr viele Weizenprodukte kennengelernt. In den meisten Ländern gab es gar keinen Roggen. Aber in den meisten Ländern gab es zu dem Weißbrot überwiegend viel Gemüse, roh, oder gekocht. Wenig Fleisch. Ich habe in Israel, in USA, in Russland und verschiedenen anderen Ländern Brot gebacken. Meist gab es völlig andere Verzehrgewohnheiten, als in Deutschland. Es ist auch klar festzustellen, dass gerade in Deutschland Fleisch, Wurst, süße und fette Produkte viel und preiswert zu haben sind.
Ich habe in Marokko eine Bäckerei mitgebaut. Dort gab es als durchschnittliche Verzehrmenge täglich ein Baguette von ca. 300 Gramm pro Kopf. Aber so gut wie keine Wurst und viel weniger Fett als in Deutschland. Es mag alles an den gesamtwirtschaftlichen Gegebenheiten liegen, aber es gibt viel weniger Übergewichtige als in Westeuropa, oder in USA.
In Israel habe ich zu fast jedem Essen einen kleinen Korb mit Weißbrot bekommen. Aber zum Frühstück gab es dazu nur Eier, Käse und viel Obst.
Es soll nicht klingen, als hätte ich etwas gegen ein gutes Roggenbrot. Ich esse gern die vielen verschiedenen Sorten Brot, die es in unseren Regionen gibt. Die Bekömmlichkeit von versäuertem Brot, mit oder ohne Körnern, ist außer Zweifel. Roggen, Gerste, Hafer, Weizen…. Die Brotvielfalt in Deutschland ist ungeheuer groß. Ich habe selbstverständlich auch neben Weizenbrot dunkle Roggenbrotsorten im Haus. Aber ich habe eben in den vielen Jahren auch sehr gute Weizenprodukte kennengelernt. Einige der tollsten Mahlzeiten, die ich in meinen Berufsreisen erleben durfte, waren Mahlzeiten mit Weizenbroten. Und es kommt auch hier, wie überall auf das rechte Maß an. Es ist auch nicht unbedingt gesund, wenn man eine Scheibe „Schwarzbrot“ isst und hat diese dick mit Leberwust bestrichen.
Ich erhebe keinerlei Anspruch auf medizinische Richtigkeit. Schlussendlich will ich es nur einfach nicht zulassen, dass wir uns teilweise ein schlechtes Gewissen einreden, wenn wir Weizenbrote und Brötchen kaufen. Weizen ist ein tolles dem Menschen in Jahrhunderten nutzbar gemachtes Naturprodukt. Ich freue mich schon wieder auf Abende im Garten. Mit Grill, Tomaten, Bier und Weißbrot.
Ein Text von Christian Schubert von www.baeckermeister-schubert.de
Bilder im Artikel: Christian Schubert, Artikelbild: Food Photographer | Jennifer Pallian über Unsplash